Internationale Pressekonferenz 2020

Neue Entwicklungen und Trends der europäischen Möbelindustrie

Die internationale Pressekonferenz, die am 18. September 2020 stattfand, wurde gemeinsam von GOOS COMMUNICATION und INSIDE im Rahmen der INSIDE Seller Days organisiert. Sieben Gäste, allesamt renommierte Vertreter der europäischen Möbelindustrie, waren eingeladen. Sie gaben Einblicke, wie sie die aktuelle Situation der Branche einschätzen und berichteten über wichtige Veränderungen, neue Trends und Produktentwicklungen.

Der europäischen Möbelindustrie geht es derzeit sehr gut – auch in Zeiten der Corona-Pandemie. Grund für das starke Wachstum ist das Bedürfnis der Verbraucher nach einem gemütlicheren Zuhause, denn das Zuhause hat eine neue Bedeutung erlangt. Auch wenn die Möbelindustrie jedes Landes auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen ist und es einigen Ländern – wie Frankreich oder Großbritannien – noch immer nicht besser geht, gibt es doch Gemeinsamkeiten: Während die Branche in den früheren Phasen der Krise unter einem hohen Absatz- und Umsatzrückgang litt, war in den Monaten danach eine verstärkte Nachfrage nach Möbeln zu beobachten. Hierbei lag der Schwerpunkt auf Wohn- und vor allem Küchen- und Badmöbeln.

Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Kernaussagen der einzelnen Referenten. Wenn Sie die Konferenz in voller Länge verfolgen möchten, finden Sie den Zugang zum Videostream im IPC Content Hub auf der Website von GOOS COMMUNICATION. Jede Minute lohnt sich, wenn Sie auf der Suche nach einem tieferen Verständnis der aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der europäischen Möbelindustrie sind: Sie erfahren mehr über die Entwicklung hin zur Nachhaltigkeit innerhalb der Branche, erhalten Einblicke dahingehend, wie die Referenten die Rolle aktueller und zukünftiger Messen und neuer Formate der Hersteller zur Einführung neuer Produktlinien einschätzen, verstehen, welche Rolle die Digitalisierung für das B2C-Geschäft spielt, was „Industrie 4.0" für die Möbelindustrie bedeutet und vieles mehr.

Darüber hinaus können Sie über 90 Unternehmen und Marken in den virtuellen Showrooms der INSIDE Seller Days erleben und mit diesen in Interaktion treten. Mehr dazu auf https://insidesellerdays.expo-ip.com/.

 

Maria Porro, Präsidentin des Italienischen Verbandes der Möbelhersteller Assarredo:

  • Die italienischen Fabriken mussten 35 Tage lang geschlossen werden, sodass die Möbelindustrie im April und Mai schlechte Monate hatte.
  • Im Juni war die Möbelproduktion jedoch bereits die gleiche wie 2019.
  • Die Prognose für 2020 ist ein Rückgang der Einnahmen der Produzenten um etwa 16%.
  • Der Export spielt eine Schlüsselrolle: Unternehmen, die bereits stark auf dem internationalen Markt waren, leiden weniger unter der Krise.
  • Zwei Schlüsselaspekte wurden in der italienischen Möbelindustrie in letzter Zeit aufgrund der sich ändernden Perspektive auf das Wohnen hervorgehoben: Nachhaltigkeit und Qualität.

 

Cecilia Ask Engström, Director Industrial Development beim Schwedischen Verband der Holz- und Möbelindustrie (TMF)

  • Seit Mai gibt es viele positive Anzeichen, vor allem der Markt für Wohnmöbel (und hier vor allem die Segmente Küche und Bad) entwickelt sich gut.
  • Das Küchen- und Badezimmersegment hat im Vergleich zu 2019 um 10% zugelegt.
  • Es wird viel über das Büro der Zukunft diskutiert, z.B. wird es vielleicht einen erhöhten Bedarf an Möbeln für Konferenzräume und weniger Bedarf an traditionellen Büromöbeln geben.
  • Es gibt auch viele Entwicklungen von Corona-sicheren Möbeln, die leicht zu trennen und zu desinfizieren sind.
  • Eine weitere wichtige Diskussion in der Branche ist die Zukunft des Kontakts zu Kunden – wie werden wir uns in Zukunft treffen und werden die traditionellen Messen vollständig durch digitale Alternativen ersetzt?
  • In diesem Herbst wird Amazon in den schwedischen Markt eintreten – TMF sieht einen enormen Preisdruck für Wohnmöbel voraus.
  • Nachhaltigkeit war schon immer ein sehr wichtiger Faktor für die schwedische Möbelindustrie, und dies hat sich in der Krise noch verstärkt.

 

Markus Wiesner, Vorsitzender der Europäischen Verbands der Möbelindustrie (EFIC)

  • In ganz Europa gibt es vor allem Probleme in den Bereichen Büromöbel und Gastgewerbe – Zukunftssicherheit ist gefragt, wenn es um Investitionen in Büromöbel geht, die es heute noch nicht gibt.
  • Auf der anderen Seite: Die aktuellen Diskussionen um eine neue Bürokultur, Home-Office und Remote-Arbeit können auch eine Chance für die Branche sein.
  • Während der ersten Jahreshälfte war in den Statistiken der meisten Länder ein deutlicher Rückgang von Im- und Export zu verzeichnen.
  • CSIL aus Mailand prognostiziert, dass der Welthandel mit Möbeln im Vergleich zu 2019 um 15% zurückgehen wird, was einen Rückgang von 151 auf 128 Milliarden Dollar bedeuten würde.
  • Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gehören zu den obersten Prioritäten der Europäischen Kommission; innerhalb der europäischen Möbelindustrie gibt es eine spezielle Task Force, die sich mit diesen Fragen befasst.

 

Dr. Georg Emprechtinger, Eigentümer von TEAM 7 und Vorsitzender des Verbands der Österreichischen Möbelindustrie

  • In Österreich kam es zwischen Mitte März und Mitte April zu einem Lockdown, der zwar nur für den Einzelhandel und nicht für die Hersteller galt. Tatsächlich aber fehlten vielen Herstellern aufgrund dieser Situation die Vertriebskanäle, sodass viele von ihnen ihre Produktion einstellten, in der Regel für mehrere Wochen.
  • Danach erlebte die österreichische Möbelindustrie ein sehr starkes Wachstum, vor allem im Küchensegment, während das Vertragsgeschäft noch immer leidet.
  • Das Wachstum wurde insbesondere durch den deutschen Markt angetrieben.
  • Der Verbraucher fragt derzeit vor allem nach hochwertigen Möbeln, während die Situation bei billigen Massenprodukten schwieriger ist.

 

Jan Kurth, CEO des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM)

  • Als die Möbeleinzelhandelsgeschäfte geschlossen und zumindest einige Teile der Produktion stillgelegt wurden, ging es in der Branche recht schnell bergab, insbesondere im April gab es einen Rückgang von 60% der Auftragseingänge.
  • Aber: Die Verkäufe stiegen im Mai so schnell an, wie sie im April zurückgegangen waren.
  • Der Auftragseingang stieg im Mai um 50%, in einigen Marktsegmenten sogar um 70-80%, zumindest bei Wohnmöbeln.
  • Der Umsatz von Januar bis Juni war bis Ende Juni um 9% zurückgegangen, aber die Branche sieht für den Rest des Jahres eine positive Entwicklung voraus.
  • Auch einige Exportmärkte entwickeln sich gut, wie beispielsweise die Niederlande oder die Schweiz.
  • Im Allgemeinen holt die Wirtschaft in Deutschland wieder auf, wobei die Senkung der Mehrwertsteuer seit Anfang Juli hilft.
  • Die Prognose für 2020 insgesamt ist ein Umsatzrückgang von 5% – ein schlechtes Ergebnis in normalen Zeiten, aber viel besser als in diesem speziellen Jahr erwartet.

 

Stefan Waldenmaier, Vorsizender des Verbandes der Deutschen Küchenmöbelindustrie e.V. (VdDK)

  • Im ersten Quartal 2020 gab es ein Umsatzwachstum von fast 10% in der Küchenindustrie.
  • Dann gab es einen Umsatzrückgang um bis zu 30%, insbesondere im April.
  • Nach der Abschottung holte der Markt schnell auf, sodass für das gesamte erste Halbjahr 2020 immer noch ein leichtes Wachstum von 1% zu verzeichnen war.
  • Während der Abriegelung gab es bereits zuverlässige Hinweise auf eine wachsende Nachfrage, vor allem, weil die Einzelhandelsgeschäfte einen deutlichen Anstieg der Zahl der Anfragen nach Beratungsterminen verzeichneten
  • Ein weiterer Aspekt ist der Trend zu gesünderer Ernährung und selber kochen, der sich während der Krise schneller als zuvor entwickelt hat.
  • Auch gibt es in Deutschland eine anhaltend hohe Bautätigkeit für Wohnhäuser, dem zweitgrößten Markt für die Küchenindustrie.
  • Insgesamt profitiert die Küchenindustrie von:
    • einem gestiegenen Markt für Renovierungen und
    • dem kontinuierlich hohen Niveau der Bautätigkeiten.
  • Für das gesamte Jahr 2020 erwartet die Küchenindustrie ein Wachstum im einstelligen Bereich – vor allem durch den inländischen Markt, da der Exportmarkt noch schwach ist.

 

Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK)

  • In Deutschland leisteten die Zulieferer und die Hersteller eine großartige Arbeit bei der Unterstützung der Einzelhändler, die aufgrund der fehlenden Verkäufe während der Sperrung vor einer großen Herausforderung standen.
  • Die Küchenindustrie ist besorgt über die Entwicklung im Vereinigten Königreich im Zusammenhang mit Brexit – es bedarf hier Klarheit und Regeln, damit die Unternehmen ihre zukünftigen Aktivitäten planen können.
  • Nicht nur (Küchen-)Möbel sind wichtig, sondern auch die für moderne Einbauküchen benötigten elektronischen Geräte – daher sind auch andere Märkte außerhalb Europas sehr wichtig.
  • Die Elektronikindustrie entwickelt sich gut, parallel zum Küchenmöbelmarkt – in diesem Zusammenhang ist die aktuelle Entwicklung in China besonders positiv zu sehen.
  • Gleiches gilt für die USA: die Zahlen scheinen sehr optimistisch (ABER: es gibt mehrere Diskussionen über die Zuverlässigkeit und Stabilität des US-Marktes).

 

International Press Conference Content Hub

Jetzt ansehen

Zurück