Ankommen im New Normal: Corona als Bruch und Startpunkt zugleich

Die Corona-Pandemie wirkt sich auf beinahe alle Bereiche des Lebens aus. Und die Einschränkungen werden uns sicherlich noch eine Weile begleiten. Interessant wird die Zeit sein, wenn das Virus keine Rolle mehr spielt. Wird dann langsam wieder die Prä-Corona-Realität aufgebaut? Oder leben wir dann in einem neuen Normalzustand, dem „New Normal“? Unter diesem Schlagwort, das ursprünglich zur Finanzkrise in Nullerjahren geprägt wurde, wird derzeit diskutiert, welche Trends und Entwicklungen aus der Corona-Zeit uns noch länger begleiten werden. Aus den zahlreichen nachhaltigen Veränderungen der letzten Zeit haben wir uns ein paar herausgepickt und möchten diese im Rahmen unseres Monatsrückblicks erörtern.

New Normal im Vertrieb

Ein Bereich, der aktuell einem starken Wandel unterliegt, ist der Vertrieb. Gerade im B2B-Bereich nahm der persönliche Kontakt zwischen Vertrieblern und Kunden in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle ein. Zum einen waren Angestellte im Außendienst ständig unterwegs: Mit dem Zug, Flugzeug und vor allem im Auto besuchten sie Kunden. Auch der direkte Austausch mit Entscheidern aus Handel und Industrie auf den Messen war ein wichtiger Bestandteil der Vertriebsarbeit. Corona sorgte jedoch nicht nur für starke Einschränkungen der Mobilität – vor allem wurden soziale Kontakte auf ein Minimum begrenzt, wodurch die Vertriebskommunikation in erster Linie telefonisch und digital stattfinden musste und muss. Inzwischen gibt es zwar viele Lockerungen, doch es ist absehbar, dass einige Dinge bleiben werden: Geschäftsreisen werden eingeschränkt und auf das Notwendige reduziert, Online-Seminare werden verstärkt zur Gewinnung und Betreuung von Kunden eingesetzt, Messen finden statt, jedoch mit strengen Sicherheitsvorkehrungen und Einschränkungen der Besucherzahlen. Als Ersatz für ausgefallene Messen beziehungsweise als Ergänzung zu wieder stattfindenden Events wurden zahlreiche neue Formate entwickelt. Besonders spannend: hybride Events, welche die Vorteile von Vor-Ort-Veranstaltungen und digitalen Angeboten verbinden.

New Normal im Konsumverhalten

Stark verändert hat sich zu Coronazeiten auch das Einkaufsverhalten der Menschen. Der bereits zuvor bestehende Trend zu mehr Online-Shopping wurde noch verstärkt und auch kleinere Vertreter des stationären Handels entwickelten innovative Ideen, um trotz geschlossener Ladentüren ihre Produkte verkaufen zu können. Instagram Shopping ist nur eine der digitalen Möglichkeiten, die einige Unternehmen erst durch Corona für sich entdeckten. Ein wichtiger Trend, der sich aus den letzten Monaten im Bereich Online-Shopping entwickelt hat, ist das Bedürfnis nach mehr Erlebnis im Netz. Vorbei sind Zeiten, in denen die Shopping-Experience nur vor Ort möglich war. Das Stichwort „Social Shopping“ zeigt: So ganz ohne menschlichen Kontakt geht es eben doch nicht. Livestream-Shopping, ein „persönlicher“ Assistent als Ersatz für die Beratung im Laden oder mehr Teilhabe an der Produktentwicklung bieten den Kunden mehr Interaktion und Erlebnis. Zum New Normal des Einkaufsverhaltens gehört aber womöglich auch, dass viele Menschen durch ein erhöhtes Konsumbewusstsein auch langfristig weniger kaufen könnten als zuvor.

Und wenn sie denn kaufen, dann soll es ethisch vertretbarer sein: Gestärkt aus der Corona-Krise geht das Bedürfnis der Kunden nach mehr Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung von Unternehmen hervor. In diesen Kontext passt auch das erhöhte Verlangen nach regional verfügbaren Gütern. Die durch die Globalisierung stark miteinander verwobenen Wirtschaftszweige konnten zum Teil in den letzten Monaten wortwörtlich nicht liefern und der Ruf nach mehr regionalen Wertschöpfungsnetzen wurde lauter.

New Normal im Arbeitsalltag

Eine der einschneidendsten, durch Corona hervorgerufenen Veränderungen zeigt sich wohl in der Neugestaltung des Arbeitslebens. Neue Entwicklungen unter dem Schlagwort New Work wurden zwar auch vor Corona schon ausgiebig diskutiert – die Umsetzung schien jedoch vor allem in der Start-Up-Szene umfassend stattzufinden. Im Laufe der letzten Monate waren auch jene Unternehmen, die mehr Flexibilität und Arbeit im Homeoffice skeptisch gegenübergestanden hatten, zu mehr New Work gezwungen. Zwar kehren die meisten Unternehmen nun Schritt für Schritt in die gewohnten Strukturen zurück, jedoch wird sicher eine erhöhte Offenheit für alternative Formen des Arbeitens bleiben. Neben einem auch langfristig erhöhten Maß an Arbeit im Homeoffice konnten sich digitale Kollaborationstools noch stärker etablieren. Diese sind – ebenso wie Videokonferenzen – ein gutes Argument dafür geworden, beispielsweise Geschäftsreisen auch zukünftig stärker einzuschränken. Lange schienen sich Arbeitgeber vehement gegen Alternativen zu etablierten Routinen zu wehren – nun, da diese Alternativen gezwungenermaßen getestet wurden, steht der Veränderung weniger Skepsis entgegen.

Zusammenfassend lassen sich zwei hauptsächliche Ursachen für das Entstehen eines New Normal festhalten. Zum einen waren gewohnte Wege aufgrund von starken Einschränkungen von Mobilität und Kontakt nicht mehr gangbar. Zum anderen stellte man dann beim Gehen neuer Wege fest, dass diese zum Teil das Potenzial haben, mehr als nur Ersatz zweiter Klasse zu sein. Bei aller Sorge um die Zukunft schwingt doch auch ein gewisses Gefühl der Befreiung mit: Eine Krise ist kein Stillstand und irgendwie geht es weiter. Wer weiß, ob wir in ein paar Monaten oder Jahren nicht auch Dankbarkeit empfinden werden für all das, was Corona nachhaltig verändert hat?

Wir wünschen Ihnen ein rundum gutes Ankommen in Ihrem persönlichen New Normal und auch im Juli viel Zeit an der Sonne.

Ihr Team von GOOS COMMUNICATION

Zurück