Online Marketing Rockstars Festival 2022

Social-Media-Marketing: Klasse statt Masse

Das OMR-Festival 2022 lässt sich schwer zusammenfassen. Es war bunt, laut und voller Menschen – und hat nach langen Monaten ohne Messen schon fast für einen Kulturschock gesorgt. Es war damit genau das, was wir uns erhofft haben. Endlich mal wieder raus aus der Bubble, Menschen treffen, sich mitreißen und inspirieren lassen. Und natürlich waren wir nicht nur für die Livekonzerte und Afterpartys da, wir haben auch an verschiedenen Masterclasses teilgenommen und uns Speaker:innen und Interviews angehört. Unsere Top-Erkenntnisse im Überblick.

Ohne Content Creator kein Social Media

Influencer-Marketing wird immer wichtiger. Schon seit langem ist festzustellen, dass reelle Personen auf ihre Social-Media-Postings deutlich mehr Engagement erhalten als Unternehmensaccounts.

Bei der Kooperation mit Content Creators sind fünf Punkte entscheidend:

  1. Die Analyse und Auswahl des Kooperationspartners
  2. Gemeinsame Idee und Kreation
  3. Contracting und Pricing
  4. Plattform und Ausspielung
  5. Nutzungsrechte

Zuallererst sollten potenzielle Content Creator analysiert werden. Dabei ist es wichtig, sich die Zielgruppe und KPIs wie Views etc. anzuschauen. Im zweiten Schritt muss neben einem klaren Briefing und smarten Zielen unbedingt bedacht werden, dass den Influencern genügend Freiraum geschaffen wird, um kreativ zu arbeiten. Natürlich müssen festgelegte Dos and Don’ts einen Rahmen dafür bilden. Content Creator sollten – wie der Name schon sagt – in jedem Fall bei der Ideenfindung und Kreation mit ins Boot geholt werden. Bei der Kalkulation des Budgets darf nicht vergessen werden, dass die Kooperationspartner kreative Ideengeber und Produzenten zugleich sind. Zusätzlich schaffen sie über ihre Kanäle eine Reichweite und Engagement.

All dies muss bei der Bezahlung berücksichtig werden. Bei der Ausspielung des Contents kommt es nicht auf die Plattform – diese steht nicht im Vordergrund, sondern das Ziel der Kampagne. Und danach richtet sich die Auswahl der Kanäle. In Bezug auf die Nutzungsreche sollte im Vorfeld fest definiert werden, wann, wo und wie (Raum, Zeit, Plattform) die Inhalte genutzt werden dürfen. Allen in allem kann man sagen, dass Content Creator Ideengeber, Geschichtenerzähler und Produzenten in einem sind, Social Media zukünftig künftig kaum ohne sie auskommen kann und ihre Reichweite zu einer sehr gefragten Handelsware wird.

Das Social-Media-Tool Nindo. Quelle: Horizont.

Fake it till you make it?

Dass man auf den sozialen Netzwerken nicht alles glauben darf, was man sieht, sollte uns allen bereits bekannt sein. In welchem Ausmaß jedoch gefaked wird, hat uns der YouTuber Rezo in seiner Masterclass „Wie Influencer ihre Kunden verarschen“ aufgeführt. Das sogenannte Botting, also das Einkaufen von Followern, Likes und Kommentaren, hat mittlerweile zu einem eigenen Markt geführt, der für jeden Internetnutzer zugänglich ist. Einfach 10.000 Follower für 10 Euro in den Warenkorb legen, die Zahlungsart und das aufzuhübschende Profil angeben und fertig – jeder ist jetzt Influencer. Das Problem liegt hierbei jedoch nicht in der Sache an sich (auch, wenn es fragwürdig erscheint), sondern darin, dass Marken und Unternehmen, die mit den „Influencern“ kooperieren, auf den ersten Blick nicht sehen, ob sie mit der Kooperation nun echte KPIs erlangen, oder ob die Reichweite aus gekauften Bots besteht. Als Lösung hierfür hat Rezo das Programm Nindo entwickelt, ein Statistik-Tool, welches die aktuelle Performance von Social-Media-Kanälen in Deutschland analysiert. Das Programm zeigt jegliche Anomalien, die auf den Influencer-Kanälen geschehen, und bietet entweder Erklärungen, wie zum Beispiel Gewinnspiele für den Anstieg der Follower, oder entlarvt das Botting der Schein-Influencer. Wir finden das Programm interessant und sehen großes Potenzial, um ein wenig mehr Transparenz in die Social-Media-Bubble zu bringen.

Die Messy Middle. Quelle: Google.

Messy Middle

Während das Kaufverhalten vor einigen Jahren noch relativ linear war, wird die Art und Weise, wie Kaufentscheidungen getroffen werden, immer komplexer und unübersichtlicher. Die sogenannte Messy Middle bezeichnet die Region zwischen Anreiz und Kaufabschluss, die die Interessierten vor einer Transaktion durchlaufen. In der Messy Middle durchlaufen Nutzer bei der Suche nach Informationen über Produkte und Unternehmen einen Kreislauf aus Erforschung und Bewertung der Produkte, wobei Faktoren wie die sofortige Verfügbarkeit, Bewertungen anderer Nutzer:innen oder Expertenurteile eine wichtige Rolle spielen. Wie kann man als Werbetreibender also erfolgreich in der Messy Middle sein? Mit Markenpräsenz, Grundlagen der Verhaltensforschung, einer Verkleinerung der Lücke zwischen Anreiz und Kaufabschluss und einer Verschmelzung von Branding- und Performance-Bereich.

Abschließende Gedanken

Natürlich haben wir uns auch eine Meinung zum Festival an sich gebildet. Bunt, laut und voller Menschen teaserten wir in der Einleitung die Messe-meets-Konferenz-meets-Seminare an, und genau so war es auch. Auf dem gesamten Gelände der Hamburger Messehallen tümmelten sich 70.000 Menschen zum networken, weiterbilden und feiern, und das bei 28 Grad und Sonnenschein. Die Stimmung war entspannt-ausgelassen, sicherlich nicht zuletzt durch den Kümmelschnaps, der bereits um 11 Uhr vormittags verteilt wurde. Positiv aufgefallen sind uns die liebevoll gestalteten Nebenattraktionen wie Livebands, Fotoboxen und -kulissen, der humanoide Roboter Ameca, welcher den Gästen Frage und Antwort stand, oder der dazugehörige Roboterhund, der fröhlich Kunststücke vollführte und Goodies an die gespannte Menge verteilte. Wenn wir Kritik am Festival ausüben müssten, so waren wir weniger erfreut über die unüberschaubaren Schlangen, als die Mittagszeit anstand. Wo gleichzeitig einem Vortrag gelauscht, der Weg zur nächsten Masterclass gesucht und an einem der Essenstände gewartet wurde, war Chaos vorprogrammiert, was unvermeidlich zu sehr langen Wartezeiten führte. Nicht zu vergessen sind hingegen die zahlreichen Angebote des Festivals. Ob Expo mit über 500 Ausstellern, Masterclasses, Guided Tours, Interviews, Vorträge: jeder Themenbereich der Marketingwelt wurde abgedeckt und wir waren sehr zufrieden mit der Wahl unseres Programms. Für uns hätte das Festival gern noch länger gehen können, sodass man mehr Zeit gehabt hätte, sich ausgiebig auf dem weitläufigen Gelände umzusehen.

Nach 2 spannenden Tagen, vielen Impressionen, neuen Erkenntnissen und etwa 25.000 Schritten verließen wir das Messegelände mit einem positiven Fazit, schmerzenden Füßen und bester Laune. Wir sind bereits gespannt und freuen uns auf das OMR-Festival 2023.

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