Teure Nachhaltigkeit: Bauen und wohnen mit Holz

Wer derzeit ein Haus baut, hat in der Planung sicherlich noch anders kalkuliert: Die Preise für Baumaterialien sind in den vergangenen Wochen rasant gestiegen. Und es geht hoch her in der Branche mit Vorwürfen, Drohungen, Beschwichtigungen. Dabei ist letztlich kein einzelner Marktplayer verantwortlich. In unserem Monatsrückblick werfen wir einen Blick auf die Kette von Umständen, die zu dieser Situation geführt hat und schauen uns an, welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit dabei spielt. Und natürlich dürfen ein paar Worte zu den virtuellen Branchenmessen des vergangenen Monats nicht fehlen.

Die Möbel- und Einrichtungsbranche und auch die Baubranche stehen derzeit vor der Herausforderung stark gestiegener Materialpreise und -engpässe. Durch die erhöhte Nachfrage aus dem In- und Ausland arbeiten beispielsweise die Sägewerke an der Kapazitätsgrenze. Während Exporteure und Holzhandelsunternehmen von dem Engpass profitieren, haben Abnehmer und Kunden das Nachsehen.

Die Holzindustrie, welche durch ihren direkten Bezug zur „grünen Lunge“ unserer Erde so nah dran ist am Klimaschutz wie kaum eine andere, muss stets verschiedensten Ansprüchen gerecht werden. Und sie muss sich in Deutschland nun auch mit dem Vorwurf auseinandersetzen, zu viel Holz exportiert zu haben. In der EU gilt jedoch freies Handelsrecht für Holz – das kann man finden, wie man will, letztlich geht es jedoch darum, wer für die Ware den besten Preis zahlt. Nicht nur ein Schädling in Kanadas Wäldern und starke Waldbrände in den USA haben zu Verknappung und somit zu Preiserhöhung geführt. Auch der durch die Corona-Pandemie bedingte weltweite Bauboom hat dazu beigetragen. Aus Nachhaltigkeitsgründen ist Holz als Baumaterial derzeit besonders gefragt – was den finnisch-schwedischen Konzern Stora Enso, der 1,6 Millionen Hektar Forst besitzt und sich weg von der Papier- und Zelluloseherstellung und hin zu Verpackung, Holzbau und Biomaterialien entwickelt, natürlich freut.

Nachhaltig ist es laut Holzfachmann Peter Aicher allerdings keineswegs, wenn Holz aus Deutschland in weit entfernte Teile der Welt transportiert wird: „Holz hat ja gerade die Eigenschaft, CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen und daraus den Kohlenstoff zu speichern. Dieses Prinzip wird konterkariert, wenn das Holz so weit transportiert wird.“

Klimaschutz und Generationengerechtigkeit

Wo es hinführt, wenn stets auf die Profite geachtet wird, zeigt die Generation Z ausdauernd und fordernd auf. Natürlich sind sie nicht die Ersten, die Auswirkungen einer wenig nachhaltigen Wirtschaft auf Umwelt und Klima aufzeigen und Lösungen von der Politik fordern. Neu ist jedoch die Härte, mit der sie die Verantwortung der älteren Generation aufzeigen. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ – so lautet der wohl bekannteste Slogan der Fridays-for-Future-Bewegung. Und nun ist es so weit: Das Bundesverfassungsgericht erkennt die beklagte Einschränkung der Freiheit der jungen Generation, welche durch die im Klimaschutzgesetz von 2019 festgelegten zulässigen Jahresemissionsmengen bis 2030 bewirkt würde, an.

Für die Bewegung ist es ein bedeutender Etappensieg, für Unternehmen sollte es ein Weckruf sein. Nachhaltigkeit muss die Basis für alle Aspekte des wirtschaftlichen Handelns werden: von den richtigen Ressourcen und Energiequellen, über neue Technologien und Prozessoptimierung bis hin zu Produktion und Vertrieb – und dazu gehört auch das Marketing. „Marketing spielt eine ganz wichtige Rolle, um Nachhaltigkeit und Qualität von Produkten herauszustellen und Innovationen Akzeptanz zu verschaffen“, sagt Professor Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie im Gespräch mit der Absatzwirtschaft. Genau hier gebe es viel zu tun und vor allem entsprechende Fachkräfte zu gewinnen. Fischedick sagt düstere Zeiten voraus für Unternehmen, die nun vor Überforderung den Kopf in den Sand stecken – weil sie ihn nur schwer wieder herausbekommen würden.

Virtuelle Messen: Wie man sie smart für sich nutzt

Den Kopf in den Sand gesteckt haben zahlreiche Unternehmen in den letzten Jahren auch in Bezug auf die Digitalisierung. Die virtuellen Branchenmessen des vergangenen Monats, interzum @home, Küchenwohntrends und Möbel Austria, dürften einigen hier ihren Nachholbedarf aufgezeigt haben. Die Erwartungen an die Plattformen waren gemischt – ebenso wie die gezogenen Resümees. Auch Oliver Freese, COO der Koelnmesse, sieht virtuelle Messen nicht als Ersatz für physische Messen an. Gleichzeitig sei die interzum @home jedoch eine gute Vorbereitung für die hybriden Messen der Zukunft gewesen.

Eine besonders smarte Herangehensweise zeigte sich darin, die eigene digitale Präsenz auf Vordermann zu bringen, überzeugende Konzepte und Inhalte zu entwickeln und die virtuellen Messen als Verlängerung oder Booster der eigenen Plattformen zu nutzen. Einige Unternehmen haben dies vorgemacht und gehören damit zu Vorreitern in der Branche. Digitalisierung, neue Technologien und die unkalkulierbaren Wirkkräfte einer globalisierten Wirtschaft werden uns auch weiterhin auf Trab halten und erfordern den Mut, neue Wege zu gehen. Nicht Vergangenem nachzutrauern, sondern den Blick in die Zukunft zu richten.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Kraft für anstehende Umbrüche und Mut, sich neuen Herausforderungen zu stellen!

Ihr Team von GOOS COMMUNICATION

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