Was braucht eine sichere Messe in Covid-19-Zeiten?
Messen sind in diesem Jahr eines der Themen, die die Branche ununterbrochen beschäftigen. Finden sie statt oder nicht? Geht man hin oder nicht? Welche Alternativen gibt es? Bei all der Diskussion um Verordnungen, geeignete Sicherheitskonzepte, Beschränkung der Besucherzahlen und Abstandsregelungen gerät vielleicht eines manchmal in den Hintergrund: Das Verhalten der Besucher gewährleistet eine sichere Messe, nicht Konzepte, Ge- und Verbote.
Seit vielen Monaten bewegt das Thema Messe die Möbel- und Einrichtungsbranche. Doch möglicherweise ist der größte Stressfaktor für alle Beteiligten nicht die Tatsache, dass Messen abgesagt werden mussten – sondern die Unklarheit darüber, was die beste Entscheidung ist. Dies bezieht sich nicht nur auf die Messebetreiber, sondern auch die einzelnen Teilnehmer. Auch wenn ausgeklügelte Hygienekonzepte und Abstandsregelungen auf dem Event zugesichert werden, so muss doch jedes Unternehmen selbst das Für und Wider abwägen und eine Entscheidung treffen, hinter der das das gesamte Team steht. Die Frage ist: Wie sicher fühlt man sich aktuell auf einer Messe wirklich?
Großveranstaltung ist nicht gleich Großveranstaltung. Viele geplante Events, wie Volksfeste, Konzerte oder Sportveranstaltungen, sind bis Ende Dezember 2020 von der Bundesregierung untersagt. Ob und unter welchen Voraussetzungen eine Messe stattfinden kann, wird jedoch durch die einzelnen Corona-Verordnungen der Länder geregelt. Eine grundlegende Bestimmung ist hier, dass ein geeignetes Hygienekonzept erstellt wurde und Kontaktdaten der Besucher erhoben werden. Darüber hinaus gilt der empfohlene Mindestabstand von 1,5 Metern.
Dass sich die aktuelle Lage nicht bis Ende Dezember um 180° gedreht haben wird, dürfte allen klar sein. Diese Einsicht mag zu der Entscheidung der Messe Frankfurt, bis einschließlich März 2021 keine physischen Messen stattfinden zu lassen, beigetragen haben. Arcade berichtete darüber und zitierte Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Wichtig für unsere Kunden ist unsere frühzeitige Entscheidung, denn jetzt müssten die Investitionen für die Messebeteiligungen ausgelöst werden.“ Die ausstellenden Kunden würden sich jedoch Messen generell für ein besseres Anlaufen der Geschäfte im kommenden Jahr wünschen. Daher heißt die Devise in Frankfurt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Stattfinden werden die Messen, nur eben in angepasster Form und etwas später als ursprünglich geplant. Am Rhein sieht man das anders: Die Koelnmesse wird ihre Messen wie geplant stattfinden lassen. Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung, sagte: „Die Branchen wollen wieder an Messen teilnehmen – immer unter der Prämisse der Sicherheit und natürlich der behördlichen Genehmigungen.“ Zudem seien die Pläne in Abstimmung mit Ausstellern und Besuchern gemacht worden.
Eines ist klar: Entscheidungen darüber, ob geplante Messen stattfinden, abgesagt oder verschoben werden, beruhen immer auf zahlreichen Faktoren. Die einzelnen Komponenten aus gesetzlichen Bestimmungen, Landesverordnungen, wirtschaftlichen Interessen und Schutz der Gesundheit aller Beteiligten gilt es zu jonglieren und sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Daher gibt es hier auch kein Richtig oder Falsch: Am Ende entscheidet die tatsächliche Umsetzung darüber, was vertretbar ist und was nicht. Diesbezüglich konnten wir in der vergangenen Woche positive Erfahrungen aus erster Hand sammeln. Unsere Kollegin Vivien besuchte die vom 20. bis 24. September stattfindende Hausmesse der Möbelmeile. Sie lobte die Rücksichtnahme und Entspanntheit: „Niemand schüttelte sich die Hände, alle versuchten Abstand zu halten, die Stimmung war positiv und entspannt und im Zweifelsfall wartete man eben mal, bis eine andere Person weitergegangen war.“ Und hiermit ist wohl der Kern des Ganzen berührt: Das Hygienekonzept der Messe kann noch so gut sein, die Abstandsregelungen noch so eindringlich gefordert – ein sicheres Event hängt davon ab, ob das Bewusstsein und die Bereitschaft bei allen Beteiligten vorhanden ist und entsprechend gehandelt wird.
Ob mit oder ohne Messe: Der Küche geht es gut
Die Einschränkungen der vergangenen Monate in Bezug auf das private Leben – vor allem während der Zeit des Lockdowns – waren für die meisten Menschen gerade anfangs schwer. Sie haben aber für die Einrichtungs- und Möbelbranche auch Positives bewirkt. In unserem letzten Blogbeitrag sind wir bereits auf die Auswirkungen des Cocoonings eingegangen. Besonders gut geht es dem Segment Küche, wie beim Küchenplaner-Magazin zu lesen war. Die Ergebnisse der dort aufgegriffenen Siemens-Studie zum Thema „Küche und Haushalt nach Corona“ zeigen, dass die Küche als Mittelpunkt von Versorgung und sozialer Interaktion einen neuen Boom erlebt. Selbst zu kochen, ist in vielen Haushalten wichtiger geworden. Und auch die emotionale Bedeutung der Küche ist für viele Menschen gestiegen.
So verwundert es nicht, dass sich die Trends der vergangenen Monate in klaren Zahlen widerspiegeln: die deutsche Küchenmöbelindustrie verzeichnete im Juli im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 1,68 % – der vorhergegangene Umsatzrückgang von bis zu 30 % im April war also nur ein kurzweiliges Tief. Bezüglich der positiven Lage für speziell das Küchensegment waren sich auch die sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Internationalen Pressekonferenz, die GOOS COMMUNICATION gemeinsam mit INSIDE Rahmen der INSIDE Seller Days veranstaltete, einig. Die Pressekonferenz zum Thema „Neue Entwicklungen und Trends der europäischen Möbelindustrie“ bot Raum für den Austausch zu Fragestellungen, welche die Branche derzeit bewegen. Mehr dazu haben wir für Sie in unserem Content Hub zusammengestellt. Übrigens diskutierten die 7 Gäste der Pressekonferenz auch die Zukunft und Bedeutung des Formats physische Messe – und viele weitere spannende Themen.
Und wann werden Sie das nächste Mal eine Messe besuchen?
Ihr Team von GOOS COMMUNICATION
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